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Bericht über einen Unfall
Objekt
Text
Titel
Bericht über einen Unfall
Urheber*in
Datierung
23.1.10
Beschreibung
DE
Vierseitiger handschriftlicher Brief. Der Verfasser berichtet von der mangelhaften Bühneneinrichtung in Leipzig und einem am Vortag erfolgten Unfall mit den Versenkungen.
Maße (hxb in cm)
22,4x14,3
Umfang
DE
4 Seiten
Erhaltungszustand
DE
Gut.
Transkription
Unfall
Leipzig 23.1.10
Königstr. 12. II
Sehr gehherter Herr Hofrat,
hochgeschätzter Herr College!
Ich empfing Ihr wertes Schreiben vom 19.1, und sage Ihnen für Ihr freundliches Entgegenkommen besten Dank.
Auch ich bedauere lebhaft wiederum Ihre persönliche Bekanntschaft nicht gemacht zu haben, doch ich glaubte Ihnen zu so später Abendstunde und nach soeben erfolgter Rückkehr von Ihrer Reise nicht meine Aufwartung ohne zu stören machen zu dürfen.
Herr Stefansky hat mich soweit es die Kürze der Zeit erlaubte in liebenswürdigster Weise über die wohlgelungene Einrichtung der Strandkinder wie über Ihre neue Bühneneinrichtung des Königl. Schauspielhauses unterrichtet.
Die Leipziger Bühne verfügt leider nicht über moderne Einrichtungen.
Es ist noch altes Holzsystem.
Auf dem Schürboden Holzkasten, Führung für die Gegengewichte. Die Versenkungsschieber laufen in einfachen Winkeleisen. Die Holzständer, welche die einzelnen Friese tragen, weichen leicht einem seitlichen Druck (mit dem Bühnenfall nach vorn), wenn ein zum Gebrauch notwendiger nebenbei laufender Kanal (für die Koulissenwagen) ebenfalls offen ist. Dabei ist das Holz durch die jedenfalls mangelhaft angelegte Hiezung zusammen getrocknet.
So passierte gestern bei der Aufführung der Zauberflöte (nach Einrichtung des Herrn Dr Löwenfeld) das Unglück, daß drei Schieber durch die Abweichung der Ständer aus ihrer senkrechten Lage aus ihrer Führung glitten, und trotzdem 8 Mann sofort die Schieber durch Halten unterstützten konnte es nicht verhindert werden, daß eine Dame zwischen 2 Schiebern durchfiel. Zum Glück auf einen Arbieter, der sie heil in seinen Armen auffing. Die Aufregung darüber ist natürlich groß.
Leider ist vom Rest der Stadt keine Verbesserung der Bühneneinrichtung zu erzielen - es fehlen die nötigen Mittel.
Sollte Ihr Weg, werter Herr College, Sie einmal über Leipzig führen, so würde ich mich glücklich schätzen Ihnen die Einrichtung einer immerhin mit zu den grössten Bühnen Deutschlands gehörenden Bühne zeigen und Ihr geschätztes Urteil hören zu können.
Es begrüßt Sie mit collegiale Gruß
Ihr ganz ergebenste
G Wimmer.
Leipzig 23.1.10
Königstr. 12. II
Sehr gehherter Herr Hofrat,
hochgeschätzter Herr College!
Ich empfing Ihr wertes Schreiben vom 19.1, und sage Ihnen für Ihr freundliches Entgegenkommen besten Dank.
Auch ich bedauere lebhaft wiederum Ihre persönliche Bekanntschaft nicht gemacht zu haben, doch ich glaubte Ihnen zu so später Abendstunde und nach soeben erfolgter Rückkehr von Ihrer Reise nicht meine Aufwartung ohne zu stören machen zu dürfen.
Herr Stefansky hat mich soweit es die Kürze der Zeit erlaubte in liebenswürdigster Weise über die wohlgelungene Einrichtung der Strandkinder wie über Ihre neue Bühneneinrichtung des Königl. Schauspielhauses unterrichtet.
Die Leipziger Bühne verfügt leider nicht über moderne Einrichtungen.
Es ist noch altes Holzsystem.
Auf dem Schürboden Holzkasten, Führung für die Gegengewichte. Die Versenkungsschieber laufen in einfachen Winkeleisen. Die Holzständer, welche die einzelnen Friese tragen, weichen leicht einem seitlichen Druck (mit dem Bühnenfall nach vorn), wenn ein zum Gebrauch notwendiger nebenbei laufender Kanal (für die Koulissenwagen) ebenfalls offen ist. Dabei ist das Holz durch die jedenfalls mangelhaft angelegte Hiezung zusammen getrocknet.
So passierte gestern bei der Aufführung der Zauberflöte (nach Einrichtung des Herrn Dr Löwenfeld) das Unglück, daß drei Schieber durch die Abweichung der Ständer aus ihrer senkrechten Lage aus ihrer Führung glitten, und trotzdem 8 Mann sofort die Schieber durch Halten unterstützten konnte es nicht verhindert werden, daß eine Dame zwischen 2 Schiebern durchfiel. Zum Glück auf einen Arbieter, der sie heil in seinen Armen auffing. Die Aufregung darüber ist natürlich groß.
Leider ist vom Rest der Stadt keine Verbesserung der Bühneneinrichtung zu erzielen - es fehlen die nötigen Mittel.
Sollte Ihr Weg, werter Herr College, Sie einmal über Leipzig führen, so würde ich mich glücklich schätzen Ihnen die Einrichtung einer immerhin mit zu den grössten Bühnen Deutschlands gehörenden Bühne zeigen und Ihr geschätztes Urteil hören zu können.
Es begrüßt Sie mit collegiale Gruß
Ihr ganz ergebenste
G Wimmer.
Bezieht sich auf
Standort
Freie Universität Berlin, Institut für Theaterwissenschaft, Theaterhistorische Sammlungen, Nachlass Brandt (IfT_FaB), Schublade 1
Signatur
IfT_FaB_935
Digitalisiert von
kulturgutscanner
Nutzungsrecht Digitalisat
Digitalisierung gefödert durch
Senatskanzlei Wissenschaft und Forschung, Berlin
Titel auf dem Objekt
Unfall